Im Bereich der elektronischen und elektroakustischen Musik beginnt die Auseinandersetzung mit der Sound-Gestaltung bereits in den fünfziger Jahren. Im deutschsprachigen Raum hat die Verwendung des Wortes ‚Sound‘ ihren Ursprung in der Fachsprache des Jazz. Zunächst wurde damit (ausgehend vom Stil des ‚Swing‘) der „typische Klang“ einer Band oder eines Solisten bezeichnet, im engeren Sinne die charakteristischen Klangeigenschaften des Arrangements, der Instrumentation und der Tonbildung. Der individuelle Sound galt damit als musikalisches Ziel und Qualitätsmerkmal eines Musikers, eines Komponisten oder einer ganzen Band. Eine weitreichendere Bedeutung bekam der Sound dann seit den sechziger Jahren in der Rock- und später in der elektronischen Popmusik. Durch die Möglichkeiten der neuen elektronischen Musikinstrumente, der tontechnischen Geräte und Verfahren im Studio steht der Sound nun im Zentrum der Musikproduktion und -rezeption. Der Stellenwert von Interpretation, Komposition und Notation (im konventionellen Sinne) rückt gegenüber der Technik in den Hintergrund – der durch den Umgang mit der Tonstudiotechnik erzeugte charakteristische Klang wird zum musikalischen Markenzeichen. 1973 findet sich das Wort Sound zum ersten Mal im DUDEN und wird dort als „Klang(wirkung, -richtung)“ verstanden. Dennoch hat sich die Bandbreite dessen, was in der Alltags- und Fachsprache heute unter Sound verstanden wird, stark vergrößert.
(aus „Sound und Sounddesign in Medien und Forschung“ pdf. Frank Schätzlein)
Räumliche Musik ist vermutlich einer der wichtigsten Indikatoren der Musik- entwicklung im 20. Jahrhundert. Mit der systematischen Einbeziehung des Raumes ins musikalische Komponieren befreit sich die Musik schließlich von der Jahrhunderte langen Vorstellung, die die Musik als eine ‚Zeit‘-Kunst dargestellt hat. Der Computer nimmt in dieser Entwicklung eine Sonderstelle ein und verwirklicht die Konzepte, die bis vor 50 Jahren entweder unrealisierbar oder überhaupt nicht vorstellbar waren. Die Beiträge der amerikanischen Avantgarde, das Erbe der Wiener Schule, die Emanzipation der Geräusche bei den Futuristen zusammen mit der Entwicklung der Technik führt die Musikentwicklung in der Nachkriegszeit zu dem Punkt, daß die Elektronische Musik und musique concrète als zwei bedeutende Musikrichtungen der Zeit unvermeidlicherweise den Raum nach Klang- farbe, Dauer, Lautstärke und Tonhöhe als die fünfte selbständige Dimension der Musik anerkennen. Während die Verräumlichung in der instrumentalen Musik variierte Instrumentenaufstellung, Bewegung der Instrumentalisten und in gewissen Fällen Klangfarben- veränderung bedeutet, greift die elektroakustische Musik in die innersten Klangstrukturen ein und bringt die Mikroformen durch die Verräumlichung im realen Raum zum Klingen. Computergestützte Technik ist nicht nur eine große Hilfe für die Lösung der aufführungspraktischen Probleme gewesen, sondern erlaubte auch die Erzeugung musikalischer Qualitäten, die mit der Technik der früheren elektro- akustischen Musik wie additive Klangsynthese, mechanische Manipulation des Tonband- trägers etc. nicht mehr möglich war.
(aus „Reale und virtuelle Raüme in der Computermusik“, pdf. vorgelegt von Bijan Zelli)