No Place Construction

NO PLACE CONSTRUCTION
Theaterhaus Stuttgart, Premiere 29. Januar 2005

„No-Place-Construction“ entstand als Auftragsarbeit für ECLAT – Festival Neue Musik Stuttgart – als erster Teil des Musiktheaterprojektes „Großstadt nachts“.
In „No-Place-Construction“ treffen vier Welten aufeinander, zwei real getanzte mit zwei filmischen. Die Stimulation der Nacht auf den ins Offene hinausschauenden Einzelnen löst differenzierte Gefühle, angstbetonte, fatalistische Empfindungen aus und Erinnerungen, Wünsche, Sehnsüchte. Die Nacht als Raum der Imagination als Scheidepunkt zwischen Tag und Nacht, zwischen Verschwinden und Bleiben, zwischen Tod und Leben, zwischen Realität und Fiktion.

Choreographie: Fabian Chyle
Komposition: Roderik Vanderstraeten

Großstadt nachts
Das Projekt „Großstadt nachts“ vereinigt zehn Musiktheater-Miniaturen, die exakt zehn Minuten lang sind. Von unterschiedlicher ästhetischer und gattungsspezifischer Seite sind Komponisten, Regisseure, Tänzer oder Schriftsteller beauftragt worden, für drei Personen eine Situation während der Nacht in einer Großstadt zu entwickeln, die dann als Mini-Theaterstück mit Musik in drei nebeneinandergereihten Kleinstbühnen („Container“) hintereinander gespielt werden.

In der Aufeinanderfolge von Kleingeschichten, die dramatisch, musikalisch, tänzerisch, erzählerisch „über die Bühne gehen“, wird eine Vielfalt ästhetischer Richtungen deutlich werden. Gerade in der Vielfalt von künstlerischen Positionen spiegeln sich die Identitätsprobleme der Gegenwart, spiegelt sich die multikulturelle Heterogenität. In der direkten Aufeinanderfolge der zehn Kleinhandlungen eröffnet sich sowohl ein vielgestaltig spannendes als auch ein bizarres Kaleidoskop einer abgebildeten Realität.

Aus der Perspektive des Zuschauers wird man vor sich drei Bühnen sehen, drei „Leuchtkörper“, in denen sich diese Kleinrealitäten abspielen. Der Zuschauer sieht die Musiktheaterstücke wie aus der Perspektive eines Menschen, der mit der Fernbedienung in die individuellen Räume einer nächtlichen Großstadt, die auf  drei „Großfarbfernseher“ abgebildet erscheinen – von Bildschirm zu Bildschirm hin und herwechselnd – „hineinzappen“ kann.

Der szenisch-dramatische Aspekt wird gleichsam mit dem kompositorischen Aspekt in zehnfach unterschiedlicher Weise in Beziehung gebracht.  Die für dieses Projekt Beauftragten entstammen völlig unterschiedlichen Provenienzen. Neben den Komponisten verschiedener ästhetischer Herkunft werden Regisseure unterschiedlicher Theaterbestrebungen, Schriftsteller und Choreographen ihre jeweilige künstlerische Disposition zur Geltung bringen. Damit entstehen hoffentlich radikale sich gegenseitig „auslöschende“ oder kontradiktionäre Theaterkonzepte, die das Auditorium erregt, schwindelig, zerissen, ja hilflos machen mit solch heterogenen Stadtbeschreibungen.

Damit aber wäre man der Realität am nächsten. Das Aushaltenmüssen dieser Vielfältigkeit und das Erkennen einer kontrapunktischen Lebensunlogik wären also provoziert und damit auch die einzigen Auswege aus diesem konstruktiven Chaos: die faszinierenden Varianten der Toleranz .